Therapeutische Arbeit
Im Laufe von über 20 Jahren psychotherapeutischer Arbeit haben sich mehrere psychotherapeutische Ansätze, Methoden und deren Inventar in meine "Therapeutenperson"
integriert. Basis bildet gemäß meine Grundausbildungen die Personzentrierte Psychotherapie und die Biodynamische Körperpsychotherapie mit tiefenpsychologisch analytischen Elementen.
Ein psychotherapeutischer Prozess erstreckt sich nicht nur über unterschiedliche, sich überlappende Phasen. Der kontinuierliche Wandel der Anliegen, die Schwerpunkte und auftauchenden Themen der individuellen Person, gemäß ihrer charakteristischen Persönlichkeitsmerkmale und des vorliegenden Störungsbildes, erfordern entsprechende, variiierende, therapeutische Interventionen. Spezifische Störungsmerkmale werden durch unterschiedliche Interventionen, mit ebenso unterschiedlicher Effektivität, in ihrer Wirkung günstig beeinflusst. So halte ich es für eine natürliche Entwicklung, dass seit Sigmund Freud, eine Vielzahl von Psychotherapieschulen entstanden sind, - von denen in Österreich mittlerweile 17 hinsichtlich ihrer Wirksamkeit anerkannt sind.
Die Auswahl der therapeutischen Angebote treffe ich, auf Basis meines, in Aus-, Weiter- und Fortbildungen erworbenen Wissens, und meiner jahrelangen Erfahrung,
meist intuitiv, - ähnlich einem versierten Autofahrer, der sich bei einer Kurve nicht aktiv überlegt, in welche Richtung er lenken soll. Er denkt dabei nicht, sondern tut dies in
Einklang mit seiner Wahrnehmung, Erfahrung und Vorkenntnisse. Dies ermöglicht mir ein entspannt konzentriertes Gewahrsein, der im Augenblick vorhandenen
und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Phänomene meines Gegenübers, als auch meiner eigenen. Diese Präsenz gewährleistet hohe Autenzität, ohne dabei
Fahrtrichtung und Ziel aus den Augen zu verlieren. Kurzum: ich arbeite methodenübergreifend.
Wir Menschen besitzen ein unermessliches Potenzial, mit uns selbst in Übereinstimmung zu kommen und unser eigenes Leben und Verhalten konstruktiv zu gestalten. Durch negative Erfahrungen kann dieses Potential blockiert bzw. eingeschränkt sein. Um wieder Zugang zum Ihrem eigenen Potential zu finden, Ihrem eigenen Erleben wieder Ausdruck verleihen und als Person wachsen und reifen zu können, höre ich nicht nur aufmerksam zu. Im Rahmen unserer persönlichen therapeutischen Beziehung, die von Wertschätzung, Respekt und empathischem Verstehen geprägt ist, hat Ihr Erleben, Ihre persönliche Bedeutung, sowie Ihre bewußte Erfahrung, dieser realen Beziehung, einen hohen Stellenwert. Diese Beziehung stellt sozusagen das Herz der gemeinsamen Arbeit dar. Indem wir gemeinsam Ihre Befindlichkeiten und Stimmungen genau erforschen, wird es möglich, im Laufe der Therapie, ein immer klareres Bild von sich selber zu bekommen. Sie lernen Ihre eigene Geschichte, Ihr persönliches Erleben und typische Verhaltensweisen besser zu verstehen, um für sich selbst und andere, ein höheres Maß an Achtung, Annahme und Wertschätzung aufbringen zu können, - was in einem positiverem Lebensgefühl mündet.
Unsere Gefühle, Empfindungen, Haltungen und Handlungen sind auf das Engste mit unserem Körper verbunden. Sie drücken sich durch unsere Stimme, Gestik, Mimik, Körperhaltung und die Art uns zu bewegen aus...oder aber eben nicht bzw. nur sehr eingeschränkt. Häufig haben wir, durch Erziehung, durch bedrohliche Erfahrungen im Austausch mit der Umwelt oder auch, durch Reduktion als Mensch, auf unseren Verstand, uns im Laufe unseres Lebens eine Art Panzer, wie Wilhelm Reich diese Art von Starre nannte, zugelegt. Sie entsteht, wenn wir unerwünschte, "verbotene" Gefühle in schwer bewältigbaren Situationen, oft durch tiefreichende Verspannungen der Muskulatur, am Ausdruck hindern. Ein Beispiel dafür ist, wenn wir einen Gedanken nicht aussprechen können, dürfen oder wollen, wir uns diesen "verbeißen". Dabei verspannen wir unbewusst unsere Kiefermuskeln. Geschieht dies über Jahre, ohne dass es zu einer Entspannung dieser Muskeln kommt, so können diese Verspannungen verhärten. Kieferschmerzen, nächtliches Zähneknirschen u.a. können die Folge sein.
Unsere psychische Befindlichkeit drückt sich auch in unserer Körperhaltung, in der typischen Art und Weise, in der wir uns bewegen, aus. Reflexive
Auseinandersetzung mit diesen Haltungs- und Bewegungsschemata und unserer Selbstwahrnehmung, können helfen, uns unserer inneren Haltung, Bewegungen und unserem "Blick auf die Welt" bewusster zu
werden. Erwünschte Veränderungen können so leichter in Gang gebracht werden.
Körperorientiertes Arbeiten bedeutet, uns, durch Atem-, Achtsamkeits- und Körperspürübungen, sich der Zusammenhänge zwischen unserer Psyche und dem Körper bewusster zu werden. Ebenso werden verdrängte Gefühle und assoziierte Lebenssituationen ins Bewusstsein zurückgerufen.
Das stetige Ziel in diesem Prozess ist es, eine positive Änderung der eigenen Einstellung dem Leben gegenüber, herbeizuführen.
Eine sorgfältige Analyse eigener Gedanken, Gefühle und Handlungen, der eigenen Lebensgeschichte, halte ich für äußerst sinnvoll. Nicht nur um den Wurzeln unseres neurotischen Verhaltens auf die Spur zu kommen, sondern um uns selber klarer zu sehen. Zu erkennen, an welchen unerfüllten (kindlichen) Wünschen, Sehnsüchten und Bedürfnissen wir festhalten und unbewusst versuchen, diese an andere zu delegieren, die nicht zur Erfüllung und Befriedigung dieser Wünsche und Bedürfnisse da und bereit sind, erachte ich quasi als Sprungbrett für eine tiefgreifende, nachhaltige Veränderung. Nach meiner Erfahrung ist, auch bei sehr schmerzhaften, traumatisierenden Erlebnissen, letztlich meist nicht ausschlaggebend, was tatsächlich passiert ist. Entscheidend ist vielmehr, wie diese Erfahrungen von der Person, auf Basis ihrer (häufig unzureichend) vorhandenen Ressourcen, bewertet und internalisiert wurden bzw. wie sie sich aktuell in der Psyche repräsentieren. Vorallem bei frühkindlichen Störungen hat sich sogenanntes nachnährendes Arbeiten, mit der Absicht der Person neue, gefühlte, innere Bilder zu geben, bewährt.
Diese Förderung der Mentalisierungsfähigkeit bildet die Grundlage zur Entwicklung von konstruktiveren, erwünschteren Konzepten und Funktionsweisen und somit
zu Wachstum über dysfunktionale Begrenzungen hinaus. Der gesamte Prozess wird vom Streben geleitet, die Fähigkeit zur Selbstregulation zu entwickeln, d.h. Gedanken, Gefühle, Emotionen und Motivation eigenverantwortlich und selbstbestimmt regulieren zu
lernen, begleitet von Selbstannahme und Selbstfürsorge, kurzum einen lebensbejahenden Blick auf die gegenwärtige
Situation entwerfen zu können,
Ich bin - ganz unwissenschaftlich - von einem ganzheitlichen, universellen System überzeugt, in dem nicht nur die Trias Körper, Geist, Seele im Menschen eine
Einheit bildet, sondern der Mensch darüber hinaus mit seinem nahen, als auch (unendlich) weitem Umfeld untrennbar verbunden ist. Als subjektives Individuum unter anderen subjektiven Individuen
können wir nicht als isoliert, völlig unabhängig von dem uns Umgebenden betrachtet und verstanden werden. Begegnungen bestimmen von Geburt an unsere Entwicklung. Sind diese Augenblicke der
Begegnung von Achtsamkeit, wertschätzendem Interesse und absichtsloser Anteilnahme getragen, findet eine Form von innerer Befriedung statt, die Entwicklung, Wachstum und Heilung
ermöglicht. Werden solche Prozesse in der Begegnung mit Menschen und Lebenssituationen "unterbrochen", nicht
abgeschlossen, führen sie zu leidvollen Gedanken, Gefühlen und Emotionen, die manchmal ungreifbar, unerklärbar und unzuordbar sein können. So können sie zu schwerer psychischer Beeinträchtigung führen.
Integratives Arbeiten bedeutet sich verdrängter Gefühle, vergessener Inhalte, nach dem Konzept des Gewahrseins, einer Art von absichtloser Aufmerksamkeit
und Achtsamkeit, in erhöhtem Ausmass wieder bewusst zu werden. Indem wir uns dem gegenwärtigen Augenblick stellen, uns selbst annehmen wie wir sind, geschieht Veränderung und Heilung. Im
befriedigenden Austausch, im Kommunikationsprozess mit diesen offenen Gestalten (Perls), durch experimentelles Auseinandersetzen mit kreativen Mitteln, Bewegung, Körperübungen,
Rollenspiel uvm., wird es möglich, die Freiheit der Wahlmöglichkeit wiederzuentdecken und zur selbstbestimmten Gestaltung eines befriedigenderen und sinnerfüllteren Lebens nutzbar zu
machen.
Quellen und Literaturempfehlungen:
Eberwein, Werner (1990): Impulse von Innen. Biodynamik - Körperpsychotherapie zur Heilung und Selbstfindung. Oldenburg: Transform-Verlag.
Freudl, Peter (2015): Was ist Biodynamik. Biodynamische Psychologie und Psychotherapie. Verfügbar unter: http://www.gbpev.de/was-ist-die-biodynamik/ (17.04.2015)
Perls, Fritz (2007): Grundlagen der Gestalttherapie. Einführung und Sitzungsprotokolle. 12. Auflage. Stuttgart: Klett-Cotta. (Im Original erschienen 1973: The Gestalt Approach & Eye Witness to Psychotherapy)
Rogers, Carl Ransom (2009): Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten. 17. Auflage. Stuttgart: Klett-Cotta. (Im Original erschienen 1961: On Becoming a Person. A Therapist's View of Psychotherapy)
Schuster, Peter / Springer-Kremsner, Marianne (1997): Bausteine der Psychoanalyse: Eine Einführung in die Tiefenpsychologie. WUV-Studienbücher. Band 3. 4.Auflage. Wien: WUV-Universitätsverlag